Bereits 2005 legten The Tangent mit "Pyramids and stars" einen offiziellen Live-Bootleg vor, mitgeschnitten im November bei einem Konzert in Aschaffenburg. Damals noch mit Roine Stolt und Zoltan Csörsz, die kurz danach die Band verließen, hat das aktuelle Line-Up mittlerweile ein offizielles Livealbum aufgenommen, welches sowohl als Doppel CD, wie auch in limitierter Auflag mit DVD / DCD erscheint.

Die Blutauffrischung hat der Band sichtlich gut getan, was man dem hauptsächlich bei einem Clubgig in England entstandenen Material hörbar anmerkt. Trotz eines gemessen am Applaus sehr überschaubaren Auditoriums, sprüht die Band vor Spielfreude, gibt man sich ausgiebigen Improvisationen hin. Auch die Neuzugänge Krister Jonsson an der Gitarre, sowie Jaime Salazar am Schlagzeug sorgen für die nötige spielerische Klasse. Ergänzend sind ebenfalls Theo Travis an Saxophon und Flöte, sowie auch der von den Studioaufnahmen bekannte Guy Manning (akustische Gitarre, Gesang) auf der viel zu kleinen Bühne aktiv. Die Keyboarddominanz von Bandleader Andy Tillison wird damit in ein ausgewogenes musikalisches Korsett verfrachtet, die Balance aus ruhigen, wie auch expressiven Passagen sorgt für die nötige Abwechslung im Retro Prog dieser englisch / schwedischen Zusammenarbeit.

Neben dem kompletten Gig, der von der Setlist vor allem auf das letzte Studioalbum "A place in the queue" setzt, aber auch selektiv auf die ersten beiden Alben zurückgreift, sind als Bonus ebenfalls Aufnahmen vom ROSfest in Philadelphia enthalten, wie mit der The Nice / Leonard Bernstein Coverversion "America" zudem die Zugabe vom zu Beginn angesprochenen Aschaffenburger Konzert enthalten ist.

Mit launigen Worten gibt Andy Tilison im Booklet seinen Blick auf die Historie von The Tangent wider, wie auch der Clubgig, der als Grundlage für diesen Livemitschnitt diente, anscheinend unter keinem guten Stern stand. Nach Murphy's Gesetz ging im Vorfeld alles schief, was schief gehen konnte: zu kleine Bühne, technische Probleme, Zwischenrufe während des Konzerts usw. Die Begleitumstände waren anscheinend dermaßen ernüchternd, dass Andy Tilison diese Aufnahmen zuerst gar nicht anhören und veröffentlichen wollte. Doch nach einer zeitlichen Distanz von einem Monat sah das festgehaltene Endresultat dann doch auf einmal ganz anders aus. Es wäre wirklich schade gewesen, wenn dieser Gig für immer in den Archiven verschwunden wäre.

Autor: Kristian Selm

© Progressive Newsletter 2007